19-facher Schweizermeister Simon Sieber tritt vom Spitzensport zurück

Die Bilderbuchkarriere von Simon Sieber mit insgesamt 44 gewonnen Medaillen an Schweizermeisterschaften geht nach mehr als 20 erfolgreichen Jahren zu Ende.

Ernst A. Müller

Die Sieber-Zwillinge vom Leichtathletikclub Schaffhausen (LCS) sind aufgrund ihrer Körperlänge von 1.92 und 1.89 Metern kaum zu übersehen. In den Leichtathletikstadien beindruckten sie mit jahrelangen Erfolgen an der nationalen Spitze. Nun tritt Simon Sieber zurück, während Zwillingsbruder Roman weitermacht. 

Simon Sieber beendet Sportkarriere, Roman macht weiter

Simon Sieber gewann 9-mal den Schweizermeistertitel im Dreisprung sowie 10-mal den Titel mit dem LCS-Team in den verschiedenen Sprungdisziplinen. Insgesamt sammelte Sieber in seiner Karriere unglaubliche 26 SM-Medaillen im Drei- und Hochsprung, zusätzlich 18 Medaillen mit der LCS-Mannschaft an der Team-SM. 2010 und 2011 wurde Sieber als hoffungsvoller Nachwuchsathlet mit dem Meta-Preis ausgezeichnet. 2021 wurde er zum Schaffhauser Sportler des Jahres gewählt. Daneben fungiert Sieber seit 2021 im Vorstand vom LC Schaffhausen. Nun tritt er mit 33 Jahren vom Leistungssport zurück. Dem LCS bleibt er erfreulicherweise im Präsidium trotz Wegzug zu seiner Freundin nach Gossau erhalten. «Der Verein liegt mir sehr am Herzen,» betont Sieber seine Treue zum LC Schaffhausen.

Karrierehöhepunkt Team-Europameisterschaft

Simon Sieber hat mit seinem Zwillingsbruder Roman die Leichtathletik als Kindergärtler am Fernsehen entdeckt. Mit elf Jahren nahmen sie erstmals an einem Mehrkampf teil. Seinen letzten Wettkampfeinsatz hat Simon Sieber am 6. September 2025 beim siebten Rang des LCS an der Schweizer Vereinsmeisterschaft in der Nationalliga A bestritten. Sein Karriere-Highlight war der internationale Einsatz an der Team-Europameisterschaft 2021. Sieber trug dabei mit seiner Saisonbestleistung im Dreisprung zum tollen vierten Rang der Schweizer Nationalmannschaft in der First League bei. Er erfüllte sich damit einen Bubentraum. Im vergangenen Jahr verbesserte er an der SM in Winterthur den Kantonalrekord im Dreisprung von Bruder Roman auf beachtliche 15,65 Meter und gewann noch einmal SM-Gold. 

Solche Spitzenleistungen über so viele Jahre sind ausserordentlich und nur mit einem umfangreichen und intensiven Trainingseinsatz möglich. Denn Simon Sieber bezeichnet sich selbst nicht als Naturtalent, der bereits alle Fähigkeiten in die Wiege mitbekommen hat. Er hat für seine Erfolge beinahe jeden Abend mit Bruder Roman zwei Stunden lang hart trainiert. Trotz diesem Aufwand wollte er sein Arbeitspensum als Digitalisierungs- und Prozess-Manager bei der Angst+Pfister AG nie reduzieren und vermehrt auf den Sport setzen. 

Breite Unterstützung von Eltern und Trainer Knoepfli

Mit Zwillingsbruder Roman hat Simon eine enge Beziehung. Er teilte mit ihm das gemeinsame Hobby Leichtathletik. Eine wichtige Bedeutung haben Vater und Mutter. Sie unterstützten ihre Söhne von Anfang an bei ihrer sportlichen Leidenschaft und haben sie oft an die Wettkämpfe begleitet. Auch Trainer Peter Knoepfli hat mit seinem unermüdlichen Einsatz wesentlich zum Erfolg beigetragen. «Er macht die besten Sprungkrafttrainings in der Schweiz,» lobt Sieber seinen langjährigen Betreuer. Über Jahre dominierten die Zwillinge mit tollen Weggefährten vom LCS wie Samuel Gampp oder Enrico Güntert die Team-SM in den Sprüngen.

Wettkampftyp und hartes Training

Besonders der Dreisprung hat es Simon Sieber in der Leichtathletik angetan. An der Technik dieser anspruchsvollen Disziplin konnte er jahrelang herumschrauben und sich immer wieder verbessern. Zwei Eigenschaften haben ihn auf dem Erfolgsweg besonders ausgezeichnet: Er kann seine Sprünge präzise analysieren und an den wichtigen Einsätzen – auch unter schwierigen Bedingungen – das Beste aus sich herausholen. Er beschränkte sich als Aktiver auf wenige, dafür wichtige Wettkämpfe, um sich umso mehr auf diese zu fokussieren und um Verletzungen vorzubeugen. 

Elektrisierende Wettkämpfe werden Sieber fehlen

Nun tritt Simon Sieber vom Leistungssport zurück. Das hält ihn nicht davon ab, nächstes Jahr die LCS-Mannschaft in der höchsten nationalen Liga weiterhin zu unterstützen. «Sport war für mich eine gute Lebensschule und es war ein Privileg in dieser goldenen Schweizer Leichtathletik-Generation dabei zu sein,» blickt Sieber zurück. Er freut sich zukünftig mehr Zeit mit seiner Freundin verbringen zu können. Er gibt aber auch zu, dass er einiges vermissen werde: den täglichen Kontakt zu seinem Zwillingsbruder und den Trainingskollegen, die elektrisierenden Wettkämpfe insbesondere in der Halle und das ständige Streben nach dem optimalen Sprung. Umgekehrt werden die Schaffhauser Sportfans die weiten Sprünge von Medaillengarant Simon Sieber spätestens an der Hallen-Schweizermeisterschaft Ende Februar in St. Gallen schmerzlich vermissen. Dafür dürfen wir alle weiterhin mit Zwillingsbruder Roman im Kampf um Weiten und Höhen beziehungsweise um Medaillen mitfiebern. Er ist «top motiviert» ins Wintertraining eingestiegen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.