An der Studenten-Olympiade in Chengdu in China übertrifft Lydia Boll vom LC Schaffhausen ihre persönliche Bestleistung im Siebenkampf und holt sich damit die Bronzemedaille. Es ist für die Schweiz die zweite Medaille an der Universiade in der Leichtathletik, beide von Athletinnen aus der Region Schaffhausen gewonnen.
«Schlaate» unter 11’000 Studenten an Universiade
Am Samstagabend ist es in der chinesischen Metropole Chengdu mit über 16 Millionen Einwohnern immer noch 30°C warm. Die vielen Zuschauer im modernen Leichtathletik-Stadion haben deshalb ihre Schirme als Schattenspender aufgespannt. An diesem Abend starten in der letzten Disziplin im Siebenkampf 25 Teilnehmerinnen, darunter auch Lydia Boll vom LC Schaffhausen. Zum gleichen Zeitpunkt verfolgen in Schaffhausen und Schleitheim über Mittag die Leichtathletik-Fans den 800-m-Lauf gebannt auf Handy oder Bildschirm, wie Boll diese herausfordernde Entscheidung besteht.
In fünf Disziplinen bei den besten vier
Zurück zum Wettkampfbeginn am Freitag. Lydia Boll eröffnet ihren Siebenkampf mit zwei guten Leistungen, die nur knapp unter ihrem besten Siebenkampf vor zwei Monaten in Ratingen/D liegen. Im Hoch springt Boll in Chengdu über 1.65 m, an der Universiade reicht das aber nicht unter die ersten Zehn. Das gilt auch für den Hürdenlauf in 14.07 Sekunden. Doch dann der Exploit, zwei persönliche Bestleistungen hintereinander. Die Kugel stösst Boll auf 13.76 m, nur eine im Feld stösst weiter. Über 200 m zeigt sich, dass sie im Training ihre Schnelligkeit verbessern konnte. In 24.79 Sekunden läuft Boll als Vierte ins Ziel. Damit hat sie auch punktemässig wieder ausgeglichen. Der zweite Wettkampftag beginnt mit dem Weitsprung. Boll kommt auf 6.05 m, das drittbeste Ergebnis in der Konkurrenz. Das Speerwerfen gelingt ihr mit 44.45 m nicht optimal. Als Vierte kann Lydia Boll aber nach wie vor um die Medaillen mitreden.
Erste internationale Medaille für Lydia Boll
Der abschliessende 800-m-Lauf ist für alle Mehrkämpferinnen eine Herausforderung, besonders wenn es warm und schwül ist. Die Uhren stoppen für Lydia Boll bei 2:17.64. Das reicht, die Schleitheimerin liegt im Siebenkampf schlussendlich deutlich an dritter Stelle. An der Siegerehrung sind alle Anstrengungen und Mühen vergessen. Freudestrahlend darf Lydia Boll die Bronzemedaille entgegen nehmen, hinter Isabel Posch aus Österreich und Yuliia Loban aus der Ukraine. Es ist die zweite Medaille der Schweizer Delegation an der Universiade in der Leichtathletik, nachdem Angelica Moser aus Andelfingen im Stabhochsprung die Goldmedaille gewann. Da darf die Region Schaffhausen wahrlich stolz auf ihre Leichtathletikstars sein.
Persönliche Bestleistung unter erschwerten Bedingungen
«Es war der anstrengenste Siebenkampf, den ich je gemacht habe. Die Tage waren sehr lang, aber auch schön,» übermittelte Lydia Boll per Handy ihre Gefühle nach Schaffhausen. Und noch etwas machte sie besonders glücklich. Boll hatte im Schaffhauser Fernsehen als Ziel eine neue persönliche Bestleistung genannt. Ein hohes Ziel, zumal ihr persönlicher Trainer altershalber nicht nach China mitreisen konnte. Doch Boll übertraf die Erwartungen, Medaille und Bestleistung auf 5923 Punkte gesteigert. «Bin froh, dass ich unter diesen Bedingungen eine Bestleistung gemacht habe und freue mich die Bronzemedaille nach Hause zu bringen,» resümierte Boll überglücklich.
Professionelle Einzelkämpferin, Sportlerin mit Teamgeist
Hinter dieser Leistung steckt hartes, professionelles Training und minutiöse Vorbereitung. Boll nimmt aus China aber auch zahlreiche Erlebnisse und Emotionen mit nach Hause: «Das Stadion war voll und ich konnte die Atmosphäre richtig aufsaugen. Das ganze Stadion tobte, wenn Chinesen aufgerufen wurden.»
Nach den drei Siebenkämpfen in diesem Jahr stehen bis im Herbst für Spitzenathletin Lydia Boll noch Schweizermeisterschaften mit der LCS-Mannschaft an: «Team-SM, allenfalls die Staffel-SM und die Schweizer Vereinsmeisterschaften, wenn es mich braucht,» freut sich Boll auf gemeinsame Wettkämpfe mit den Kolleginnen. «Und nächstes Jahr möchte ich die 6000 Punkte anpeilen.»
Weg zur Medaille und Bestleistung (Vergleich zu Ratingen/D):
Disziplin Universiade 4./5.8.23 Ratingen 18.6.23
Rang Resultat Resultat
100 m Hürden 13. 14.06 S. 14.07
Hochsprung 11. 1.65 m 1.66
Kugelstossen 2. 13.76 m 12.91
200 m 4. 24.79 S. 25.00
Weitsprung 3. 6.05 m 6.08
Speerwurf 4. 44.45 45.86
800 m 6. 2:17.64 2:15.64
Siebenkampf 3. 5923 Pkt. 5920


