Sieber sorgt für Schaffhauser Silberabend

Das Leichtathletikstadion in Langenthal BE bot gestern Abend einen ersten Vorgeschmack dessen, was ab heute gilt: Die Stimmung war ausgelassen, Masken wurden höchstens noch um die Ellenbogen getragen. Die Stimmung unter den Zuschauerinnen und Zuschauern war gelöst. Roman Sieber dürfte dies um kurz nach 18 Uhr nicht mehr interessiert haben. Den Kopf gesenkt, den Blick mit den Armen abgeschirmt, konzentrierte er sich auf seinen ersten Sprung. 1,95 Meter – im ersten Versuch übersprungen. 2,00 Meter – im ersten übersprungen, 2,03 Meter überquert er ebenfalls makellos.

Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass Sieber eine Medaille nach Hause nehmen darf. Im Wettkampf befanden sich nur noch zwei alt bekannte Konkurrenten: Vivien Streit (US Yverdon) und Loïc Gasch (US Yverdon). Doch ebenfalls unbestritten war, wer die goldene Auszeichnung abräumen dürfte: Der Westschweizer Gasch springt zurzeit in einer eigenen Liga. Mit 2,33 Meter in dieser Saison gehört er derzeit zur europäischen Spitze. So ging es also um Silber und um eine möglichst gute Höhe.

Sieber: «Hätte mehr erwartet»

Entscheiden sollte sich der Wettkampf auf der Höhe von 2,06 Meter. Sieber riss im ersten Versuch, Streit ebenfalls. Doch der Schaffhauser riss die Latte beim ersten Versuch nur knapp von der Halterung, sodass es keine grosse Überraschung war, als sie beim zweiten Sprung liegen blieb. Streit hingegen schaffte es nicht – und so stand Sieber als Silbermedaillengewinner fest.

Um die Höhe von 2,09 Meter zu überqueren, fehlte schliesslich aber zu viel. «Ich hatte mir eine bessere Höhe erhofft», gab sich Sieber nach dem Wettkampf selbstkritisch. Im Training sei es gut gelaufen, auch habe er sich heute gut gefühlt. «Doch der Anlauf hat noch nicht perfekt gepasst.»

Ob es denn zu wenig Druck gegeben habe? «Loïc sehe ich nicht als Konkurrenten, er springt zu stark und ich zu schwach», antwortete Sieber und fährt fort: «Doch auch dahinter fehlt es etwas an Konkurrenz.» Aber, dass zumindest wieder Zuschauerinnen und Zuschauer anwesend sein konnten, sei schön. Auch wenn es noch nicht so sei wie vor der Pandemie, fügt Sieber an.

Sieber peilt zweite Medaille an

Zum zweiten Mal im Einsatz steht Roman Sieber am Sonntag. Dort tritt er gegen seinen Bruder Simon im Dreisprung an. Die Favoritenrollen seien klar verteilt, so Roman Sieber: Sein Bruder sei Favorit, er schiele auf eine Medaille.

Dasselbe Ziel hat bereits heute Abend Annina Fahr (LAC TV Unterstrass). Die Stettemerin qualifizierte sich gestern souverän für den Finallauf über 400 Meter Hürden. Im selben Vorlauf wie Europameisterin Lea Sprunger lief sie als Zweite ins Ziel. Mit ihrem Lauf war sie zwar nicht zufrieden, zu den Medaillenkandidaten zählt sie dennoch.

Gute 5000-Meter-Leistungen

Zum Schluss des Abends standen die 5000-Meter-Läufe an. Bei den Männern bekam Dominic Müller kurzfristig einen Startplatz. Und er nutzte die Gelegenheit: Er lief ein taktisch kluges Rennen, übernahm sich nicht und lief nach 14:45,11 Minuten als 9. ins Ziel. «Perfektes Rennen», bilanzierte Müller mit einem Lachen im Gesicht.

Zufrieden sein konnte auch Fabienne Vonlanthen. In ihrem ersten Bahnrennen überhaupt pulverisierte sie den Kantonalrekord: Mit 17:16,48 Minuten klassierte sie sich als 11. «Auf der Bahn zu laufen ist hart», so Vonlanthen – doch auch ihr Lachen war bald nach dem Lauf wieder zurück.