Das Liebäugeln mit dem Triathlon

An seinem 12. Supporter- und Sponsoren-Apéro informierte der Läufer Marco Kern (32) über seine sportliche Zukunft. Sie liegt weiterhin im Bereich Laufen, hätte aber auch gut im Triathlon sein können. Von Hans Christoph Steinemann / Schaffhauser Nachrichten

Seit seiner erneuten Fussverletzung – am 22. Juni wurde ein ­Ermüdungsbruch diagnostiziert – hat der Schaffhauser Spitzenläufer Marco Kern keine Wettkämpfe mehr bestreiten können. Noch Ende Mai hatte er mit dem Halbmarathonsieg in Salzburg einen schönen Erfolg gefeiert (in 1:07:57), der ihm Mumm gab, noch mehr zu trainieren für noch höhere Ziele. Die Verbesserung seiner im April in Freiburg in Breisgau erreichten neuen persönlichen Bestzeit im Halbmarathon (1:05:57) hatte er dabei stets im Hinterkopf: «Ich wollte einen draufsetzen, 30 bis 40 Sekunden sind da sicher noch drin.»

Und dies obschon ihn Trainer Daniel Rahm oft vor mehr (Trainings-)Belastung warnte, strebte Marco Kern nach mehr: «Ich wollte die gute Form ausnützen. Und wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann ist es schwierig, mich davon abzubringen», eröffnete er, authentisch wie immer, den Sponsoren und Supportern im gut besuchten Zunftsaal zun Kaufleuten. Er habe zwar nach Salzburg eine Pause gemacht, aber nach dem intensiven Wiedereinstieg wurde es Ende Juni immer schlechter, die Schmerzen im linken Fuss wurden stärker. Die MRI-Untersuchung förderte letztlich zutage, was nicht sein durfte: Ermüdungsbruch 2. bis 3. Grades im Fusswurzelknochen – und eine Wettkampfpause von rund zehn Wochen als Folge. Das war ein Hammerschlag, und Erinnerungen an frühere Verletzungen kamen auf. Aber nie ein Rücktrittsgedanke. Als Alternative bestritt Marco Kern dann mit Dario Muffler die Challenge an der Tortour 2019 auf dem Rennrad. Sie holten den 2. Platz. «Ob das clever war oder nicht, weiss ich nicht. Mental war es super, und es gab viele schöne Momente, zum Beispiel am Klausenpass oder mit dem Team, das so kurzfristig für uns eingesprungen ist.»

Die Tortour hat Marco Kern mitgeholfen, die Zeit ohne Laufen zu überbrücken. Sie brachte ihn aber vermehrt zum Nachdenken, nicht zuletzt das im Aufbautraining oftmalige Schwimmen auf der KSS. «Das ist eigentlich sehr langweilig, aber da ich ja auch im Velofahren nicht viel Zeit verliere, kam mir die Idee eines Sportartenwechsels zum Triathlon», sagte Kern. Er war schnell Feuer und Flamme dafür und stellte ein Konzept auf die Beine, mit dem er als Vollprofi in drei Jahren an die Spitze und nach Hawaii hätte kommen wollen. Im Kopf hatte sich Kern schon dafür entschieden – bis ihm seine drei Trainer davon abrieten, allen voran Daniel Rahm. «Zu meinem Glück», sagte er unter dem Spontan-Applaus des Publikums. «Würde Aufwand und Ertrag stimmen? Wie reagiert mein Körper auf das vielseitige Training? Hinzu kommt der finanzielle Aspekt als Profi.»

All das schien ihm zu unsicher. Marco Kern macht doch als Läufer weiter und hat sich die Verbesserung der Halbmarathonbestzeit – erster Versuch in Freiburg Ende März – und die Qualifikation für die EM 2020 in Paris im September zum Ziel gesetzt. Und er plant, um Verletzungen vorzubeugen, markante ­Änderungen in der Trainingsgestaltung vor: 80 km Laufen pro Woche in fünf Einheiten, dazu Velofahren, Aquajogging und mehr Krafttraining.